Yeah – es ist vollbracht! Mit dem heutigen Notartermin ist der Grundstückskauf von Grether Süd in trockenen Tüchern. Mehr in unserer Pressemitteilung:
Grether Süd – jetzt auch auf eigenem Grund und Boden
Am 17.11..2025 beschloss der Hauptausschuss des Freiburger Gemeinderats, der Grether Süd GmbH das bisher in Erbpacht genutzte Gelände zu verkaufen. Damit ist nach 25 Jahren auch das Grundstück dauerhaft für sozialen, bezahlbaren und unverkäuflichen Wohn- und Projektraum gesichert.
Es gab einige dicke Bretter zu bohren bis zum Beschluss am 17.11.2025. Doch nun ist entschieden, dass die Grether Süd GmbH das 543 Quadratmeter große Grundstück an der Südseite des Grethergeländes kaufen kann. 648.000 Euro wird die GmbH als Eigentümerin des Gebäudes, das auf der bisher in Erbpacht genutzten Fläche steht, an die Stadt Freiburg bezahlen. Beim Notartermin am 10.12.2025 wurde der Vertrag schließlich unterzeichnet, sodass jetzt alles in trockenen Tüchern ist.
„Einen zehnprozentigen Nachlass auf den Kaufpreis bekamen wir unter anderem deshalb, weil die Stadt Freiburg ein Vorkaufsrecht bei einem eventuellen Verkauf hat“, sagt Howard Weiner, der schon vor dem Kauf des Gebäudes im Jahr 2000 als Mieter in Grether Süd wohnte. Er war von Anfang an bei den Verhandlungen dabei. „Aber einen Verkauf haben wir definitiv nicht vor. Im Gegenteil: Das grundlegende Anliegen des Mietshäuser Syndikats ist es, alle Projekte unter seinem Dach dauerhaft vor Verkauf zu schützen.“
Seit 2015 bemühen sich die Bewohner*innen von Grether Süd darum, ihr Grundstück von der Stadt Freiburg zu erwerben. Im Erbbaurechtsvertrag fand sich auch eine Klausel, die einen Verkauf an die Nutzer*innen vorsah. Dennoch war die Stadt Freiburg zunächst schwer zu überzeugen. Sogar eine Klage musste eingereicht werden.
„Wir sind sehr froh, dass das Grundstück nun der Grether Süd GmbH gehört“, betont Sara vom Feministischen Zentrum, das seit 2000 Räumlichkeiten bei Grether Süd nutzt. „Wohn- und Projekträume sind nun dauerhaft dem renditeorientierten Immobilienmarkt entzogen – unabhängig von kommunalpolitischen Konjunkturen. Unsere vielfältigen Angebote von und für Inter*Agender*Non-Binary*Trans*Mädchen*Lesben*Frauen sind für uns nur realisierbar, weil wir hier eine verhältnismäßig günstige Miete bezahlen, und dies ist jetzt langfristig sichergestellt. Gerade in Zeiten, in denen feministische Errungenschaften und die Rechte dieser Personen wieder in Frage gestellt werden, ist eine dauerhafte Perspektive für Räume wie das Feministische Zentrum immens wichtig und sehr wertvoll.“
Das Grethergelände – Raum für Menschen und Projekte
Insgesamt bietet das Grethergelände mit den drei Wohnprojekten Grether Süd, Ost und West 90 Menschen bezahlbaren Wohnraum. Zudem hat sich hier eine bunte Mischung aus politischen und unkommerziellen Projekten und Initiativen angesiedelt – wie z. B. das freie Radio Dreyeckland, die Rosa Hilfe, das Rasthaus mit diversen Unterstützungsangeboten für geflüchtete Menschen, das Archiv Soziale Bewegungen, der Bewohner*innen-Treff Strandcafé oder der Chaos Computer Club Freiburg. Auch einige Gewerbebetriebe haben hier ein Zuhause gefunden und in den zwei Kitas spielen, toben und lachen rund 60 Kinder.
Möglich ist all dies nur dank bezahlbarer Mieten und diese wiederum sind nur zu halten, weil viele solidarische Menschen die drei Grether GmbHs mit einem Direktkredit unterstützen. Direktkredite sind kleinere und größere Geldbeträge, die Einzelpersonen oder auch Firmen und Vereine den Haus GmbHs zu einem moderaten Zinssatz leihen. Das Geld nimmt keinen Umweg über eine Bank und muss so keine hohe Rendite erzielen – ein Faktor, der bei der klassischen Baufinanzierung die Kosten immens in die Höhe treibt.
Entwickelt auf dem Grether – das Mietshäuser Syndikat
Schon in den 1980er Jahren entstand auf dem Grethergelände die Idee, Immobilien dauerhaft dem Markt zu entziehen, frei nach dem Motto „Besitzen statt besetzen“. Auf dem 1888 von der Firma Grether & Cie erbauten Fabrikareal engagierten sich Aktivist*innen für den Erhalt der Gebäude, entwickelten Konzepte und sanierten in Eigenregie. 1987 konnte Grether West dann als erstes Projekt einen Erbbauvertrag mit der Stadt Freiburg abschließen. Grether Ost kaufte 1995 die mit Schwermetallen belastete Gießereihalle für einen symbolischen Preis und übernahm dafür die umfangreiche Sanierung. Auch diese beiden Projekte konnten erst nach langwierigen Verhandlungen ihre Verträge mit der Stadt Freiburg abschließen.
„Es braucht einen langen Atem, aber es lohnt sich“, betont Elke Manz, seit 1992 im Mietshäuser Syndikat aktiv. „Heute gibt es bundesweit aber auch international, sowohl in Städten als auch auf dem Land über 200 Projekte, in denen Menschen selbstbestimmt wohnen und arbeiten. Das Mietshäuser Syndikat ist Dachverband und unterstützt die Projekte mit Know-how. Mit der Syndikatsstiftung und dem Ackersyndikat sind in den letzten Jahren Schwesterprojekte mit neuen Schwerpunkten hinzugekommen.“
Grundstückskauf nach 25 Jahren – gleich zwei Gründe zum Feiern
Das Jubiläum und den Grundstückskauf werden die Grethers mit ihren Direktkreditgeber*innen feiern. „Viele von ihnen unterstützen uns seit Jahren und Jahrzehnten“, sagt Jannik Reich. „Für diese enorme Solidarität wollen wir Danke sagen. Wir nehmen auch gerne neue Kredite an, denn mit dem Grundstückskauf und diversen Sanierungen haben wir einige Kosten zu schultern. Wer jetzt noch schnell einen Kredit geben möchte, ist natürlich auch herzlich eingeladen.“
25 Jahre Grether Süd, sind auch 38 Jahre Grether West und 30 Jahre Grether Ost. Drei Wohnprojekte, 22 Initiativen und Organisationen, sechs Gewerbebetriebe und Selbständige und zwei Kitas leben und arbeiten auf dem Gelände. Sie bereichern das politische und kulturelle Leben in Freiburg, wo teure Mieten oder Abriss und Neubau alternative Biotope solcher Art immer wieder verdrängen. Wie gut, dass es sie gibt.
