Vortrag von Klaus Holz
Nirgendwo sind innerhalb der deutschen Linken die Debatten aufgeregter, der Ton schärfer und die Positionen unversöhnlicher, als wenn es um Israel und Palästina geht. Es gibt
andere Themen und andere Konflikte in der Welt, die nicht weniger wichtig sind: Klimakrise, Rechtsruck, soziale Frage, Verhältnis Nord-Süd, Ukrainekrieg und vieles mehr, aber das
Erregungspotential ist im Vergleich zum Konflikt im Nahen Osten vergleichsweise bescheiden.
Klaus Holz wird in seinem Vortrag der Frage nachgehen, woran das eigentlich liegt. Warum wird besonders innerhalb der Linken über Israel so heftig gestritten und das nicht erst
seit dem 7. Oktober? Welche Rolle spielt dabei die deutsche Geschichte und der Holocaust? Was unterscheidet Kritik an der israelischen Politik von antisemitischen Angriffen auf den jüdischen Staat? Wie lauten die Definitionen von Antisemitismus und warum gibt es darüber wissenschaftlich und politisch keine Einigkeit?
Dr. Klaus Holz hat Soziologie und neuere deutsche Literatur in Freiburg studiert. Im Jahr 2000 hat er sich mit der Arbeit „Nationaler Antisemitismus, Wissenssoziologie einer
Weltanschauung“ habilitiert. Er war lange Jahre Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland. Er hat sich in zahlreiche Veröffentlichungen mit dem Thema
Antisemitismus befasst. Zuletzt erschien 2021 der mit Thomas Haury gemeinsam verfasste Band „Antisemitismus gegen Israel“. Klaus Holz lebt in Berlin.
Eintritt frei / Spenden sind erwünscht
Um eine angemessen Diskussionskultur zu gewährleisten werden wir die Redeliste während der anschließenden Diskussion quotieren und die Redezeit auf eine Minute begrenzen.
Fahnen, Transparente und jegliche Nationalsymbole sind auf der Veranstaltung nicht zugelassen.
Bei unangemessenem oder störendem Verhalten werden wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen.
Keine Debatte spaltet und emotionalisiert die deutsche Linke so heftig, wie die Auseinandersetzung um den Nahost-Konflikt, um Israel und Palästina.
Seit dem 7. Oktober, dem Tag des Angriffs der Hamas auf Israel, ist die Auseinandersetzung noch einmal eskaliert. Eine Auseinandersetzung, die seit Jahrzehnten innerhalb der Linken schwelt aber immer wieder aufs Neue aufflackert.
Die eine Seite fordert bedingungslose „Solidarität mit Israel“ im Kampf gegen den Terror der Hamas, aber auch angesichts der aggressiven antiisraelischen Rhetorik vieler arabischen Staaten, und reagiert dabei oft vollkommen kritiklos gegenüber der israelischen Regierungspolitik. Die andere Seite sieht in Israel einen neokolonialen Apartheidstaat, der die palästinensische Bevölkerung unterdrückt, sich palästinensische Gebiete einverleiben will und dabei über Leichen geht. Daraus resultieren Forderung, wie die, nach „Solidarität mit dem palästinensischen Volk“ und „From the River to the Sea“, teilweise sogar die Verklärung des Terrors als „Akt des Widerstands“.
Wer sich nicht zu einer der beiden Seiten bekennt, wird häufig reflexartig wahlweise des Antisemitismus oder des „Wegschauens angesichts von 40.000 Toten“ bezichtigt. Ein Dazwischen, das das Massaker der Hamas ebenso ablehnt wie das Vorgehen der rechtsradikalen israelischen Regierung in Gaza und im Westjordanland, ein Dazwischen, das die Opfer beider Seiten anerkennt und betrauert, scheint kaum denkbar und leider oft auch nur noch schwierig sagbar. Extreme Polarisierung wohin man schaut. Dabei sollte es für uns Linke doch eigentlich und differenzierte Positionen zu entwickeln.
Nicht zuletzt sollten wir in der Lage sein, miteinander zu debattieren. Unsere kleine Veranstaltungs-Reihe soll dazu Gelegenheit bieten.
Am 08. November 2024 begrüßen wir den Journalisten Joseph Croitoru zum Thema “Die Hamas. Herrschaft über Gaza, Krieg gegen Israel.”